Im Zeichen der Fische

Liebe Silke,

erneut jährt sich dein Geburtstag, inzwischen das 45. Mal, und es ist das vierte Jahr, dass wir nur in Gedanken bei dir sein können.

Im Zeichen der Fische wurdest Du geboren, als „Wanderer zwischen zwei Welten“ sagt Astrologin Roswitha Broszath. Kürzlich sind wir zufällig auf einen ihrer Artikel über das Tierkreiszeichen Fische gestoßen und haben erstaunlich viele Parallelen zu dir und deinem Leben gefunden. Fische, so schreibt sie, hätten eine große Seelentiefe, seien einerseits sensibel und empfindsam, andererseits gehöre der Mut als spirituelle Disziplin zu ihnen. Kein anderes Tierkreiszeichen nehme so sehr den Kampf mit den inneren und äußeren Dämonen auf sich wie ein Fisch. Man könne sagen, die Seele des Fisches sei ein Kampfplatz, weil der Fisch bereit sei, sich mit schwierigen Dingen – auch in sich selbst – auseinanderzusetzen. Fischgeborene, so heißt es in einer anderen Lektüre, seien äußerst hilfsbereit, zögen sich aus Angst vor Verletzungen aber auch schnell zurück, wenn man ihnen zu nahekomme. Eine tiefe Empfindsamkeit, ausgeprägte Hilfsbereitschaft, starken Kampfgeist und Mut, aber auch eine gewisse Zerrissenheit und Verschlossenheit haben wir auch bei dir gespürt.

Als Partner würden Fische Menschen aus dem eigenen Tierkreiszeichen bevorzugen, lieben aber auch die Unabhängigkeit. Fisch Geborene ließen sich gegenseitig viel Raum, weil sie, wie die Fische im Meer, sehr viel Bewegung bräuchten und Raum für ihre Streifzüge. Das „Er liebt mich, er liebt mich nicht“ Spiel könnte man mit dem Fisch ewig spielen, formulierte einst „Gala“ sehr treffend. Auch in Deinem Leben gab es einen anderen Fisch, und ein einfacher Partner sei der Fisch sicher nicht, so Frau Broszath. Immer wenn man meine, ihn zu kennen, zeige er wieder eine ganz andere Seite. So wird dem Fisch auch nachgesagt, er sei entscheidungsschwach und stehe für konkrete Aussagen nicht zur Verfügung, schließlich liebe er nichts so sehr wie sein Hintertürchen, das er unbedingt offenhalten möchte. Vor diesem Hintergrund klingt es auch plausibel, wenn die Astrologin an anderer Stelle schreibt, der krasseste Schatten mancher Fische sei die Grausamkeit. Wenn der Fisch extrem überfordert sei, sich in die Ecke gedrängt oder ausgenutzt fühle, könne er regelrecht um sich schlagen. Fische hätten sehr viel vom Meer: Stille, Anmut, aber manchmal eben auch die zerstörerische Kraft.

Zerstört wurde auch dein Leben und vieles im Leben eines Fisches, so ist auch zu lesen, komme niemals ans Licht.

„Es gibt mehr zu verlieren als dieses Leben“ sei ein typisches Lebensmotto vieler Fisch Geborener, sagt Roswitha Broszath. Wie viel Mut, Selbstlosigkeit und spirituelle Kraft sich darin verbinden, spüren wir besonders, wenn wir in den heutigen Tagen den Blick gen Osten richten. Und so sehr uns diese Haltung Bewunderung abringt, so sehr empfinden wir den Schmerz der Hinterbliebenen. Anfang Februar verstarb ganz plötzlich dein Vater, bis zuletzt ein Kämpfer in deiner Sache. Nun trauern wir um euch beide. Der Tod markiert immer eine Zäsur, er ist das Ende des irdischen Lebens und der Beginn eines Lebens danach, für den Menschen der geht und für die, die zurückbleiben. – Auch der Fisch sei, so schreibt die Astrologin, als zwölftes Zeichen im Tierkreis ein Symbol für Anfang und Ende und für die Wiedergeburt.

So steht für uns in diesen Tagen vieles im Zeichen der Fische.
Unsere Gedanken sind bei Dir und Du in unseren Herzen.


Deine Dich liebende Familie